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Ökonomen rechnen mit doppelt so vielen Arbeitslosen - Wirtschaft - Badische Zeitung

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Die Corona-Krise trifft die europäische Wirtschaft härter als zunächst vermutet / Erholung ab dem zweiten Halbjahr erwartet.

Die Corona-Krise wird Experten zufolge bis zum Jahresende in vielen Industrieländern für einen starken Anstieg der Arbeitslosigkeit sorgen. Auch ohne eine zweite Infektionswelle könnte diese in den Staaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) auf durchschnittlich 9,4 Prozent steigen, wie aus dem OECD-Beschäftigungsausblick hervorgeht.
Käme es zu einer zweiten Infektionswelle, rechnen die Volkswirte mit einem Anstieg auf 12,6 Prozent. Ende des vergangenen Jahres, also vor der Corona-Krise, lag die Erwerbslosenquote bei durchschnittlich 5,3 Prozent. Aus den Daten gehe hervor, dass die Arbeitslosigkeit Geringqualifizierte, junge Menschen, Migranten und Frauen am stärksten getroffen habe.

In der Eurozone und in der EU ist der Einbruch der wirtschaftlichen Tätigkeit wegen Corona nach der neuesten Prognose der EU-Kommission noch tiefer als befürchtet – selbst wenn es ab jetzt wieder aufwärts geht. Ein historischer Absturz im ersten Halbjahr könnte die Wirtschaftsleistung in den 19 Staaten der Eurozone 2020 demnach aufs ganze Jahr gerechnet um 8,7 Prozent schrumpfen lassen, in der EU mit ihren 27 Staaten um 8,3 Prozent. Deutschland wird mit einem Rückgang von 6,3 Prozent im EU-Vergleich weniger hart getroffen. Im Mai war die Kommission noch von einem Minus von 7,7 Prozent in der Eurozone und 7,4 Prozent in der gesamten EU ausgegangen.

Die neuen Zahlen legte EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni in Brüssel vor. Die Verschlechterung der Prognose begründete die Kommission damit, dass die Aufhebung der Corona-Auflagen in kleineren Schritten vorangehe als damals angenommen.

Auch werde die Erholung nächstes Jahr etwas weniger robust ausfallen als im Mai gedacht. So prognostiziert die Kommission für 2021 in der Eurozone 6,1 Prozent Wachstum, für die EU 5,8 Prozent. Im Mai hatte sie Werte von 6,3 Prozent und 6,1 Prozent vorausgesagt. Für Deutschland nimmt die EU-Behörde 5,3 Prozent Wachstum für 2021 an.


Schon im ersten Quartal seien die Auswirkungen der Pandemie erheblich gewesen, obwohl die meisten Staaten erst Mitte März Ausgangsbeschränkungen verhängten. Wegen der lange geltenden Auflagen sei der Rückgang der Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal 2020 noch größer gewesen. Unterm Strich werde für die Eurozone ein Rückgang des Bruttoinlandsprodukts im ersten Halbjahr um 17 Prozent angenommen, sagte Gentiloni. Allein im zweiten Quartal seien es im Vergleich zum ersten 13,5 Prozent.

Erste Daten für Mai und Juni deuteten darauf hin, dass das Schlimmste nun vorbei sein könnte, erklärte die Kommission weiter. Es werde erwartet, dass die Erholung im zweiten Halbjahr an Fahrt gewinne. Doch werde sie nicht vollständig sein und unterschiedlich ausfallen.

Nicht einbezogen in die Rechnung sind die möglichen Effekte des geplanten europäischen Konjunkturprogramms. Dafür hat die EU-Kommission ein Paket von 750 Milliarden Euro vorgeschlagen, über das derzeit verhandelt wird. Eine rasche Umsetzung würde den Ausblick aufhellen und das wirtschaftliche Vertrauen schnell stärken, meinte Gentiloni. So oder so bleiben nach Darstellung der Kommission viele Risiken. So habe man zugrunde gelegt, dass keine zweite Corona-Infektionswelle komme. Obwohl bisher die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt wegen Kurzarbeiterprogrammen begrenzt waren, könnten sie aus Sicht der Kommission länger dauern als gedacht. Auch könnten Liquiditätsprobleme bei vielen Firmen zu Solvenzproblemen werden. Turbulenzen auf den Finanzmärkte seien nicht ausgeschlossen, sagte Gentiloni.

Ein weiteres Risiko: Sollten die Handelsgespräche mit Großbritannien scheitern, könnte das die Wachstumsaussichten dämpfen, vor allem im Vereinigten Königreich.




July 08, 2020 at 03:01AM
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