Soest – Bis heute haben sich die Anbieter von Bussen und Bahnen vom Corona-Einbruch nicht vollständig erholen können. So laufen sie weiterhin fehlenden Einnahmen hinterher, obwohl sie dieses Jahr richtig viel Gas geben wollten, um – Stichwort Klimaschutz – noch mehr Soestern den Umstieg vom Auto auf Bus oder Zug schmackhaft zu machen.
Anfang März, als das öffentliche Leben wegen des Coronavirus runtergefahren und die Schulen geschlossen wurden, brach auch der Nahverkehr nahezu komplett zusammen.
„90 Prozent der Fahrgäste blieben in dieser Zeit aus“, sagt Uli Beele, Sprecher des Zweckverbands Westfalen-Lippe, der den regionalen Zugverkehr organisiert.
Ganz ähnlich sah es bei den öffentlichen Bussen und bei der Regionalverkehr Ruhr-Lippe aus, bestätigt deren Sprecherin Annette Zurmühl.
Im Zugverkehr wurde so manche Verbindung mangels Nachfrage gestrichen, die Busse indes rollten weiter, bis auf die Schüler- und Nachtbusse sowie die Sammeltaxen.
Bus und Bahn im Kreis Soest: Deutlich hinter Vorjahresniveau
Im Mai gab es wieder das komplette Angebot. Auch wenn die Pendler inzwischen wieder zusteigen – noch immer haben Busse und Bahnen nur „70 bis 80 Prozent“ des Vorjahresniveaus erreicht.
Für den Ausgleich der Verluste im zweiten Quartal haben sich Bund und Land ins Zeug gelegt. Doch wie es um die weiteren Ausfälle steht, die in der zweiten Jahreshälfte auflaufen, ist ungewiss. Nur so viel: Im Herbst will das Land „nachsteuern“, hat es zugesichert, was immer das in Euro und Cent bedeutet.
Bus und Bahn im Kreis Soest: Gutes politisches Klima verpufft
Die wirtschaftliche Schieflage ist das eine, die mit Corona verbundenen Image-Probleme (die Enge in den Bussen, die Fahrgäste ohne Maske, die womöglich noch rumprusten) das andere, sagt Beele. Dabei habe vor Ausbruch der Pandemie ein gutes politisches Klima für eine Verkehrswende geherrscht – also weg vom Auto.
„Diese Ansätze und Ziele müssen und wollen wir jetzt wieder in den Blick nehmen“, betont Zurmühl. Sie äußert sich zuversichtlich, dass Kreise, Städte und Gemeinden, die die Ruhr-Lippe tragen und jedes Jahr Millionen Euro dazubuttern, bei der Stange bleiben und die Attraktivitäts-Steigerung des Nahverkehrs für ein besseres Klima vorantreiben werden.
Bus und Bahn im Kreis Soest: Gratis-Wochentickets als Anreiz
So sollen auch in dieser Saison im Rahmen der „Europäischen Mobilitätswoche“ hundertfach Wochentickets verschenkt werden, um neue Kunden anzufixen.
Demnächst wird für einen Tag der Soester Stadtbus für jedermann kostenlos rollen. Für junge Leute unter 21 spendiert die Ruhr-Lippe erneut ihr Fun-Ticket, mit dem Schüler und Azubis für kleines Geld in der Region auf Touren gehen können.
Bus und Bahn im Kreis Soest: Es muss mehr Geld her
Die Kreistagsabgeordneten Dr. Günter Fiedler und Christian Klespe (beide SPD) vertreten die Politik und damit die Financiers der Bus- und Bahnbetriebe im Kreis Soest.
Sie sitzen in den Aufsichtsräten des Zweckverbands und der Ruhr-Lippe und sagen übereinstimmend: An mehr Geld für einen attraktiveren Bus- und Bahnverkehr führe kein Weg vorbei, wenn man den Klimazielen gerecht werden will.
„Die grundsätzliche Bereitschaft, mehr Geld auszugeben, ist da“, meint Fiedler über die Haltung der meisten Fraktionen im Kreistag.
Bus und Bahn im Kreis Soest: Tiefe Löcher im Haushalt
Doch der Kreis wisse heute nicht mal annähernd, wo er Ende des Jahres finanziell landen wird: Corona habe nicht zuletzt bei den Gewerbesteuer-Einnahmen tiefe Löcher gerissen. 1,8 Millionen Euro überweise allein der Kreis an die Ruhr-Lippe, damit die Busse nicht in die roten Zahlen steuern.
Wer da gerade wie viel bezahlt und ob Bund und Länder für die Ausfälle einspringen – all dies interessiert Klespe nur am Rand: „Auf diese Spielchen lasse ich mich nicht ein.“ Die Politik im Kreis und in den Städten und Gemeinden sei verantwortlich dafür, dass der Betrieb funktioniert und dass künftig mehr Geld ausgegeben werden müsse.
Letztlich seien es sowieso Steuergelder. Wie viel Geld da zusätzlich benötigt wird, wisse er nicht, sagt Klespe. Bis heute gebe es „keine Konzepte für eine Attraktivitäts-Steigerung der Ruhr-Lippe“. Dies sei umso ärgerlicher, als dichte Taktung auf den Linien und günstige Tickets gerade für junge Leute zum Standort-Kriterium würden.
July 26, 2020 at 10:00PM
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